exhibitions

collaboration

KunstRoger&Engel

Atelier 1, Grünauring 47, 8064 Altstetten

Vernissage: Sa 13. Dezember 2003, Lesung von Roger Meier um 19:00
Ausstellung: 16. 17. 23. 24. 30. 31. Januar 2004, jeweils 18-22 Uhr
Sa 24. 1. 04: Lesung von Roger Meier um 19:00!

Roger Meier und Marianne Engel zeigen Bilder, Fotografien und Objekte als Gesamtinstallation in ihrem Atelier im Grünauquartier in Altstetten. Dort arbeiten sie im Rahmen des kulturellen Zwischennutzungsprojekts Fuge (www.fuge.ch). Zur Vernissage ihrer Atelier-Galerie findet am 13. Dezember um 19:00 eine Lesung von Roger Meier statt.

Marianne Engel‘s Fotografien wecken im Betrachter Urbilder, versetzen ihn in einen vertrauten oder unheimlichen Zustand, sie entfesseln Sehnsüchte und unbewusste Ängste. Was ist, könnte ebensogut nicht sein. Der Zauber und die Schönheit des In-die-Welt-geworfen-seins flackert vor dem Hintergrund der Vergänglichkeit auf. Dingliches wird durch diese Bilder zu psychischen Welten.
Auf den Bilder zu sehen sind verzaubert wirkende, oft menschenleere, aber vom Menschen zeugende nächtliche Strassenzüge, Gebäude und Parks, Bäume vor bewegtem Sternenhimmel, Felsen in der Meeresbrandung oder im Licht einer hellen Lampe verglühende Insekten.
Die Künstlerin lässt Bilder entstehen, die wie die extrahierte Essenz einer Zeitspanne wirken. Die langen Belichtungszeiten erlauben es ihr, einzelne Objekte hervortreten zu lassen, während andere in der Dunkelheit versinken und sie geben ihr die Möglichkeit, am Bild teilzunehmen, sich als Wesen im Bild zu inszenieren. Diese Fotografien entstehen wie zeitlich ausgedehnte Schnappschüsse. Das Unwahrscheinliche, das Unvorhergesehene soll sich manifestieren können. Resultat ist ein „one picture movie“, oder eine komprimierte Performance, wie Marianne Engel es nennt, die sich im Beobachter wieder ausdehnen kann. Das Bild weckt Assoziationen, es kann bewirken, dass im Betrachter eine Geschichte entsteht.

Roger Meier arbeitet mit der Stimme. Mit einer unglaublichen inneren Kraft sitzt er am Lesepult; flüstert, schreit, keucht seine Wortspiele, Gedichte und Kurztexte. Da kommt es vor, dass einem ein kalter Schauer über die Haut läuft, ob der kristallklaren Unerbittlichkeit der geschilderten Alltagssituation und wenn es einem schon die Brust vor Furcht zusammenzieht und man sich der psychischen Integrität des Lesenden nicht mehr sicher ist, schlägt sein teuflisches Fletschen in einen herzzerreissenden Gesang um, der einem mit seinem Liebreiz verspinnt.
Hat man Roger Meiers Texte von ihm vorgetragen erlebt, findet man sich plötzlich im Supermarkt wieder, eines seiner Wortspiele vor sich hinsummend.

Zwischen Roger Meiers Texten und meinen Fotografien besteht die Verwandtschaft, dass beide direkt auf des Zuschauers Unbewusstes einwirken, ihn zu einem Beteiligten machen. Wir arbeiten mit Urbildern, mit Urängsten und Sehnsüchten.


Marianne Engel, 11. 2003