Ein archetypisches Erinnerungsarchiv soll die Urbilder im Menschen sammeln, erhalten und reaktivieren. Es soll den Menschen in einen vertrauten Zustand versetzen, ihm das Gefühl geben, dass er in der Welt kein Fremdling ist. Ziel ist es, in einem Jeden die Erinnerung an Sommernachmittage, an heissen Strassenteer, an den Schatten eines grossen Baumes zu wecken, oder daran, dass er als Kind seine Mutter nach dem Rand des Universums gefragt hat.
Die Installation
In einem Wald von abstrahierten Bäumen findet sich ein begrenzter Raum in Form eines Würfels, der, einer Schatzkammer gleich, den konkret materiellen Teil des Archivs zur Schau stellt. In diesem Raum befinden sich Fundsachen, organische und anorganische, Bastelarbeiten aus meinem dreissigjährigen Leben, wissenschaftliche Geräte, physikalische Experimente, kunsthandwerkliche Dinge, Philosophische Werke und Kunst lebender Künstlerfreunde.
Der immaterielle Teil des Archivs findet im Betrachter statt, wird sichtbar werden in seinem wiedererkennenden Gesichtsausdruck. Die Betrachter sollen in ihrer Vielzahl die zur Schau gestellten Objekte aus deren Einzigartigkeit lösen und sie in Gefühle, in Vorstellungen, in Ahnungen wandeln, es sollen quasi platonische Ideen geschaut werden. Ein Jeder hat Kinderzeichnungen gemacht, sich verstritten und versöhnt, ein Haustier verloren, eine Pflanze keimen erlebt, an den eigenen Tod gedacht.
Eine Verbindung zwischen dem materiellen, in der Natur angesiedelten und dem immateriellen, im Geist hausenden Teil der Installation lässt sich in zwei Begriffsclustern fassen, dem des Baumes und dem der Fata Morgana.
Der im Grund wurzelnde und in den Himmel emporwachsende Baum vereint die Gegensätze, Stoff und Geist, Sündiges und Erhabenes. Er ist der Weltenbaum, der Baum der Erkenntnis, der Lebensbaum, der Stammbaum.
Die Fata Morgana löst Objekte aus der Welt und bietet sie dem Betrachter als nicht zu greifende Bilder dar. Sie ist Luftspiegelung, Hoffnung, Sehnsucht, Trugbild und sie ist die Fee Morgane, die zwischen den Welten mittelt, der Bewussten und der Unbewussten.
In der Installation ist der Baum durch Blöcke aus je drei auf Aluminium aufge-zogenen Fotografien des jeweils gleichen Baumes vertreten.
Die Fata Morgana erscheint in der Installation einerseits in Form einer physikalischen Phänomendemonstration, sprich eines Aquariums, das Salzwasser überschichtet von reinem Wasser enthält. An der Grenzfläche zwischen Salzwasser und reinem Wasser spiegelt sich der Hintergrund. Andererseits hängen Objekte aus jeweils drei Fotografien im Raum. Sie entsprechen formal den Bäumen, haben aber, des Erdkontakts beraubt, den Symbolgehalt der Fata Morgana. Durch die Motivvielfalt der verwendeten Fotografien unterstützen diese Objekte den Archivgedanken der Installation.
EXPERIMENTAL RÄUME
Installations-Ausstellung
15. März bis 6. April 2003
BAG-Gelände 5300 Vogelsang